Bedürfnisorientiert
- Michael Bauer
- vor 3 Tagen
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Aktualisiert: vor 2 Tagen
– und warum ich mich als Vater dabei fast selbst verloren hätte
wenn du Vater bist, kennst du diesen inneren Anspruch vielleicht gut:
Ich will es besser machen.
Präsenter sein.
Bewusster.
Verbunden.
Bedürfnisorientierte Erziehung klingt da genau richtig.Und ich sage dir offen: Ich halte sie für einen kraftvollen Weg, Beziehung aufzubauen – gerade als Vater.
Und gleichzeitig möchte ich heute etwas mit dir teilen, das mir in meiner Arbeit mit Vätern und auch ganz persönlich immer wieder begegnet.
Der Moment, in dem ich nur noch funktioniert habe
In der Gewaltfreien Kommunikation gibt es diesen zentralen Gedanken:
"Alles, was wir tun, ist ein Versuch, uns ein Bedürfnis zu erfüllen."
Als mir das wirklich klar wurde, habe ich gemerkt:
Ich begleite mein Kind mit viel Herz – aber mich selbst habe ich dabei kaum noch wahrgenommen.
Ich wollte verlässlich sein.
Ruhig bleiben.
Halten.
Aushalten.
Und irgendwann habe ich gemerkt:
Ich bin angespannt.
Schneller gereizt.
Nicht mehr wirklich bei mir.
Und dann kamen diese Gedanken hoch:
Ich bin ein schlechter Vater - Ich habe mir doch geschworen, es nicht so zu machen wie mein Vater und trotzdem schaffe ich es nicht.
Dann habe ich die Gewaltfreie Kommunikation kennengelernt, mir fiel es wie Schuppen von den Augen:
Das passiert nicht, weil ich ein schlechter Vater bin.
Sondern weil ich versucht habe, stark zu sein, ohne mich selbst ernst zunehmen.
Warum Bedürfnisorientiert für Väter oft kippt
Uns wurde als Männer oft vermittelt, stark zu sein. Nicht zu jammern, alles allein zu schaffen.
Im Job. In der Familie. Einfach überall wurde uns der einsame Held vorgespielt.
Viele von uns haben das so gelernt – nicht aus Bosheit, sondern weil unsere Väter es selbst nicht anders kannten.
Und dann kommen diese neuen Gedanken dazu:
Die Bedürfnisse meines Kindes stehen an erster Stelle.
Ihm soll es besser gehen als mir.
Ich will es anders machen als mein Vater.
Und genau hier wirkt ein altes Muster weiter:
Du hältst durch.
Du reißt dich zusammen.
Du stellst dich hinten an.
Nicht, weil du es willst. Sondern weil es dir auf anderer Ebene vorgelebt wurde.
Was dabei oft passiert: Deine eigenen Bedürfnisse rutschen nach hinten. Du funktionierst und das Muster setzt sich fort – nur in einer neuen Form.
Bis dein Körper oder deine Stimmung irgendwann sagt:
So nicht mehr.
Und genau hier kippt Bedürfnisorientierung. Nicht, weil der Ansatz falsch ist.
Sondern weil du als Mann und Vater aus dem System gefallen bist.
Was für mich den Unterschied gemacht hat
Ich habe verstanden: Bedürfnisorientiert heißt nicht, dass dein Kind immer zuerst kommt. Es heißt, dass alle Bedürfnisse zählen.
Auch deine.
Dein Bedürfnis nach Ruhe, nach Klarheit, nach Wirksamkeit, nach Rückzug, nach Verbindung.
Und oft geht es gar nicht darum, sofort etwas zu lösen.Schon das ehrliche Wahrnehmen dessen, was in dir lebendig ist, verändert etwas.
Ich habe gemerkt:
Wenn ich mich selbst wieder mit ins Boot hole, wird auch mein Kind ruhiger.
Nicht sofort. Aber spürbar.
Ein typischer Vater-Moment
Vielleicht kennst du das:
Du kommst nach einem langen Tag nach Hause. Dein Kind soll noch Aufgaben machen. Es will aber raus, spielen, sich bewegen.
Früher wär ich über meine Grenzen gegangen. Heute frage ich mich zuerst:
Was brauche ich gerade? Vielleicht Entlastung. Ordnung. Abschluss.
Und was braucht mein Kind?Bewegung. Freiheit. Kontakt.
Plötzlich geht es nicht mehr um Macht oder Durchsetzen.Sondern um Verantwortung für beide Seiten.
Und aus diesem Raum heraus entstehen Lösungen,die weder dein Kind klein machen noch dich selbst übergehen.
Zum Schluss – von Vater zu Vater
Ich möchte dir etwas mitgeben, das mir wichtig ist:
Du musst dich nicht aufgeben, um ein guter Vater zu sein.
Im Gegenteil. Deine Präsenz, deine Klarheit, deine Ehrlichkeitsind ein Geschenk für dein Kind.
Vielleicht nimmst du dir heute einen kurzen Moment und fragst dich: Was brauche ich gerade – als Mann, als Vater, als Mensch?
Wenn du Unterstützung dabei willst, findest du im Downloadbereich eine Bedürfnisliste.
Von Herzen
Michael von

Klare Worte Bewusste Beziehungen.




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